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Rezension

von Daniela Noitz

 

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Rom im Jahre 169 n.Chr., in seiner Darstellung und Detailtreue so lebendig, als könnten wir die Stadt heute noch betreten, als könnten wir sie sehen und riechen. Und doch nicht einfach nur ein historischer Roman, auch wenn uns der Autor mit seinem Faktenwissen, auch der lateinischen Sprache, beeindruckt, ohne belehrend zu sein. Wie spielerisch fließen die Begriffe der fremden Sprache ein, und wir machen sie uns rasch zu eigen. Sie runden das Bild zu einem Ganzen. Wir begleiten Lucius Verginius Cicurinus, einen begüterten und vom Glück gesegneten Grundbesitzer, durch wenige Monate seines Lebens, und doch sind gerade diese Monate so ereignisreich und schicksalhaft, das es wie ein ganzes Leben anmutet. Aus dem verwöhnten Egozentriker, der Hingabe und Unterwerfung gewohnt ist, entwickelt sich ein reifer, wahrhaft liebender und mit dem Leben versöhnter Mann. Und doch ist es auch mehr als ein historischer Entwicklungsroman. Es ist die Geschichte einer Menschwerdung, einer Öffnung, die den Schmerz ebenso wie das Glück anzunehmen und zu leben vermag, in seiner geistigen, ebenso wie in seiner sinnlichen Weite, das Mensch-sein in all seinen Facetten auskostend und zelebrierend. Wir erleben ihn auf dem Glanzpunkt seines Lebens, begleiten ihn durch die Tiefen, um mit ihm wieder emporzusteigen zu etwas, das als erfüllende Zufriedenheit bezeichnet werden kann. Wir genießen und leiden mit ihm, und erkennen, dass das Drama des menschlichen Seins und Werdens uns einander näher bringt und verstehen lässt.

 

 

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